Musik hat in Kaltern eine lange Tradition und obwohl es keine
Aufzeichnung über ein Gründungsjahr der Musikkapelle gibt, reichen
Erwähnungen über musikalische Betätigungen sehr weit zurück. Eine der
ältesten Nachrichten findet sich in der Chronik des
Franziskanerklosters, welches folgendes Für den 29. Mai 1639 berichtet:
"... Fröhlichkeit schaffte schließlich mit Wort und Tat unser
allerhöchster Wohltäter der Herr Sigmund Greiff, durch dessen Bemühungen
die berühmte Musik zustande gebracht wurde, wobei ihn der Herr Doktor
Adam Ruedl trefflich unterstützte ..."
Eine weitere Nachricht aus der Zeit der Tiroler Freiheitskämpfe ist in der Chronik der Patres zu lesen:
"Am 2. Februar 1801 langt endlich die Nachricht vom Frieden
ein. Der Jubel der Bevölkerung war unbeschreiblich. Um 2 Uhr nachmittags
war feierliches Tedeum in der Pfarrkirche, wo auch französische
Offiziere und Mannschaften beiwohnten. Abends war Platzkonzert und
Feuerwerk bis tief in die Nacht hinein. Ein Schauspiel, das die Kalterer
noch nie erlebt."
Musikbanden in der 1. Hälfte des 19. Jh
Zwischen den Jahren 1825 bis 1849 existierten in Kaltern zeitweilig zwei
Kapellen. Eine hieß man die "pelzte" (geschulte, die eigentlich
rechtmäßige Bande) und die andere die "wilde" Bande (als Konkurrenzbande
gegen die "pelzte" aufgestellt). Die "pelzte" leitete der Schullehrer
Peter Andreatta
und die "wilde" dirigierte der bekannte Kapellmeister Rainalter. Wie
bereits erwähnt, herrschte zwischen beiden Kapellen eine Rivalität, die
oft den Konkurrenzneid ganz offen zu Tage treten ließ. An einem
herrlichen Sonntag gaben alle zwei Banden zu gleicher Zeit ein Konzert
auf dem Marktplatz. Die "pelzte" postierte sich vor dem Rathaus und die
"wilde" stellte sich beim "Rössl" auf. Gleich nach dem Eröffnungsmarsch
spielte die "pelzte" ein schwieriges Stück, doch war ihr die Musikgöttin
abhold und es gab einen "bearigen" Umschmeißer, wie ihn die "pelzte"
noch nie erlebte und gleich spielte die "wilde" dasselbe Stück mit viel
Geschick und erntete dafür einen "saftigen" Beifall.
Die Kalterer Musikkapelle unter den Kapellmeistern Niederstetter
hello feg
1849 übernahm der Musiker Hans Niederstetter die Leitung und vereinigte beide Banden
unter seinem Dirigentenstab. Der Kapellmeister der "wilden" Bande trat
als Bassflügelhornist der Kapelle bei und spielte meisterhaft so manches
Tenorhorn-Solo. Unter Hans Niederstetters Stabführung wurden mitunter
auch schwierige Ouvertüren gespielt, von denen z.B. die Freischütz -
Ouvertüre von C.M. v. Weber zu nennen ist. Der Kapellmeister trat bei
Konzerten auch selbst als Solist auf, so z.B. in Bozen beim Schluffwirt
(Boznerhof), wo er mit seinem Flügelhorn das bekannte Solo "Carneval von
Venedig" mit all seinen Variationen so meisterhaft spielte, dass dieses
Stück unter dem Applaus der Bozner wiederholt werden musste.
Im Tiroler Boten vom Jahre 1867 (S. 518) wird von der Verteilung der von
Sr. Majestät gespendeten Erinnerungsmedaillen an die Landesschützen des
Bezirkes und die drei Sturmkompanien der Gemeinde Kaltern berichtet.
Dort kann man lesen:
"Nachmittags um 2 Uhr zogen die 4 Kompagnien unter den frohen Klängen
der hiesigen wackern Musikbande von den Sammelpunkten auf den Marktpaltz
und nahmen an drei Seiten desselben ihre Aufstellung ..."
Unter Hans Niederstetter trat die Musikkapelle 1886 als Feuerwehrkapelle auf.
Im Jahr 1894, unter der Leitung seines Sohns Karls, wurde sie jedoch wieder in "Musikkapelle" umbenannt.
Karl Niederstetter führte die Kapelle mit viel Geschick weiter, so dass ihr 1896 bei einem Preisspiel in der
Landeshauptstadt Innsbruck vom Preisrichter Karl Pembaur die goldene
Medaille zuerkannt wurde.
(Hierzu existiert im Tiroler Landesmuseum Ferdinandeum noch ein Plakat
zum Konzert der Kapelle in Wilten: FB 4708, N.61)
Einblick in das Vereinsleben in den 80iger Jahren des 19. Jahrhunderts
gibt uns das "Empfangs- und Ausgabs-Journal der Musikkapelle Kaltern",
in der die Buchführung der Kapelle vom damaligen Kassierer Eduard Röggla
genauestens aufgezeichnet wurde und welches die Unbilden der Zeit heil
bis in unsere Zeit überdauert hat. Die Einnahmen und Ausgaben der
Kapelle unterscheiden sich im Grunde nicht wesentlich von denen der
heutigen Bürgerkapelle.
Einnahmen kamen vor allem zustande durch Zuschuss vonseiten der
Gemeinde, Spenden von Gönnern an die Musikkapelle, Einnahmen durch
Auftritte (Serenaden = Ständchen zum Namenstag von z.B. Herrn Dekan,
Kalterer Adeligen oder zu Beerdigungen).
Die Posten der Ausgaben betreffen:
- Notenpapier und Abschrift von Musikwerken
- Instandhaltung (Notenpulte, Hüte, Probelokalreinigung)
- Neuanschaffung von Instrumente
(z.B. wurde 1890 eine große und kleine Trommel sowie türkische Cinellen gekauft)
- Geselliges und Feierlichkeiten: Der Cäcilienschmaus beim Rössl
(entspricht ungefähr der jährlichen Zuwendung, die vonseiten der
Gemeinde getätigt wird! 1889 übernimmt die Gemeinde direkt die Kosten
für den Cäcilienschmaus,
nicht aber das Trinkgeld. Dies wird von Musikkapelle ausgelegt!)
- Ausflug: auf die Mendel bzw. nach Bozen
- Getränke: Wein beim Mondschein, Brot beim Lemayr, das "Ladenbüchl"
für allfällige Kleinigkeiten beim Geschäft Spitaler
1898 wurde die Kapelle von Karls Bruder Paul Niederstetter
übernommen und bis zum Jahre 1901 weitergeführt.
Die Jahre bis zum Ersten Weltkrieg - Zeit des Faschismus - Zweiter Weltkrieg
Zu Beginn des neuen Jahrhunderts übernahm der äußerst originelle,
musikbegabte Hans Kolmsteiner aus Tramin den Dirigentenstab und führte
die Musikkapelle 26 Jahre lang. Die Kapelle spielte unter seiner Leitung
manches schwierige Stück, denn jede Instrumentengruppe hatte einen oder
mehrere solistisch befähigte Bläser. Die Musikproben waren unter seiner
Leitung ein köstliches Erlebnis. Humor und beißender Spott wechselten
in bunter Reihenfolge.
Hier ein kleiner Ausschnitt einiger solcher origineller Kolmsteiner-Kathederblüten:
Da sagte er: "Du N...! Heit hosch an Ton wia va nar Kochl außer!" oder
"Du X..., Dein Straubnlauer (Bezeichnung für Waldhorn) isch um an Klofter zu tiaf!"
Auf einen der Es-Trompeter hatte er es ziemlich scharf, das war der "Spatz", den jeder
Kalterer sicher kannte. Zudem sagte er einmal: "Spatz, Du bringst mi no
ins Grob, stöck dir an Strumpf in Lauer eini, ba Dier stimmt koa Ton
net!"
Trotz dieser ulkigen Bemerkungen nahm man ihm nichts übel und die
Musikanten hielten zu Ihrem Kapellmeister Hans.
Bei Feierlichkeiten der Dorfgemeinschaft leistete die Musikkapelle stets
ihren Beitrag, so wissen wir z.B., dass beim 25 jährigen Gründungsfest
der Feuerwehren von Kaltern am 26. April 1903 die Kapelle laut
Festprogramm um 5.30 Uhr den Weckruf anstimmte und gegen 16.00 Uhr mit
einer Serenade die Festlichkeiten ausklingen ließ. Beim Gründungsfest
des Deutschen Turnverein Kaltern am 8. Juni 1913 wirkt die Kapelle
ebenfalls mit, wie wir aus dem Überetscher Gemeindeblatt 6.1913, 22, S.6 erfahren.
Einblick in die Organisation und den Ablauf der Verständigung in Zeiten
ohne Handy, SMS und Email gibt uns ein erhaltenes "Laufschreiben"
aus dem Jahre 1904 (14. Dezember). Der Kapellmeister Kolmsteiner
persönlich fertigt es aus und alle 31 Musikanten bestätigen mit ihrer
Unterschrift, die Mitteilung des Kapellmeisters gelesen zu haben.
Gefertigter erlaubt sich den P. T. Mitgliedern der Musikkapelle zur
Kenntnis zu bringen, daß heute - Mittwoch 1/2 8 Uhr abends behufs
Trauermusik für den dahingeschiedenen Herrn Anton Morandell
Mondscheinwirt hier Trauermarschprobe stattfindet und ersucht
Unterzeichneter um vollzähliges Erscheinen zu derselben.
Erste Seite | Zweite Seite |
Herr Anton Atz | Herr Obrist Heinrich |
Herr Karl Röggla | Herr Kaspareth Josef |
Herr M. Alvera ... | Herr Otto Dietrich |
Herr Gottfried Pliger | Herr Bernard Atz |
Herr Josef Tesadri | Herr Felderer Richard |
Herr Ludwig Felderer | Herr Josef Pegg |
Herr Franz Ruedl | Herr Johann Andergassen |
Herr Anton Bernard | Herr Karl Dissertori |
Herr Ambach Gottfried | Herr Karl Greif |
Herr Peter Rohregger | Herr Hans Praxmarer |
Herr Anton Menghin | Herr Toni Greif |
Herr Wilhelm Mayr | Herr Karl Bernard |
| Herr Alois Ruedl |
| Herr Karl Figl |
| Herr Hans Roschatt |
| Herr Felderer Anton |
| Herr Figl Heinrich |
| Herr Traßl Ignatz |
| Herr Michael Riccabona |
Wie zufrieden die Musikanten mit ihrem Kapellmeister waren, ersieht man
aus einem Brief (31. Jänner 1905) den der Ausschuss der Kapelle an das
löbliche Marktmagistrat von Kaltern geschrieben hat und dabei ansuchte,
die Vergütung des Kapellmeisters von 200 auf 300 Gulden anzuheben.
Folgende Punkte werden als Argumentation hierfür angefügt:
- "Die Musikmitglieder haben sich bereits vollste Gewissheit
verschafft, dass Herr Kolmsteiner das ihm übertragene Amt zu leiten die
entsprechende Befähigung besitzt.
- Dass derselbe sich durch unermüdlichen Fleiß - alltäglich werden
entweder Teil- oder ganze Proben gehalten - immer mehr und mehr
ausbildet, was demgemäß auch der Kapelle zu Gute kommen muss.
Herr Kolmsteiner hält nicht blos Proben er arbeitet außerhalb seiner
Schulstunden fast nur für die Musik - Instandhaltung der Musikalien,
Ergänzung derselben durch Neuschreibung, Ausbesserung mangelhafter
Tonstücke, Instandhaltung des Inventars etc., kurz gesagt: Herr
Kolmsteiner gibt sich der übernommenen Sache mit einem nie dagewesenen
Eifer hin und lässt derselbe daher mit vollster Bestimmtheit erwarten,
dass die Musik in der Folge wieder aufblühen wird. (...) Schließlich
wird auch bemerkt, dass Herr Kolmsteiner trotz der gegenwärtigen
überhäuften Arbeiten sich noch außerdem mit Heranbildung neuer Kräfte
befasst und dass thatsächlich dank seiner Mühe und Fleiß die Kapelle um
ein Mitglied vermehrt wurde."
Im Jahre 1909 reiste die Musikkapelle Kaltern in die Landeshauptstadt
nach Innsbruck und beteiligte sich am Landesfestzug zur Jahrhundertfeier
des Tiroler Aufstandes 1809. Uns liegt noch die Endabrechung des
Kassiers Anton Bernard vom 8. September 1909 vor: Insgesamt kostete
diese Ausrückung 447 Kronen und 52 Heller, wobei 118 Kr und 47 h. als
Einnahmen von 2 Konzerten in Innsbruck verbucht wurden. Die Gemeinde
ersetzte die Kosten für die Hin- und Rückfahrt mit der Bahn (279 Kr 12
h), sodass am Ende ein "Deficit" von 49 Kr. 93 h zu verzeichnen war.
Um die laufenden Ausgaben bestreiten zu können, die es für die
Aufrechterhaltung einer Musikkapelle braucht, veranstaltete die Kapelle
immer wieder Wald- und Gartenfeste; so z.B. über Jahre hinweg ein
Waldfest "in der Wolfsgruben nächst Oberplanitzing" oder Konzerte mit
anschließendem Tanzkränzchen.
Neben Auftritten bei religiösen Feierlichkeiten, so z.B. bei Prozessionen
oder der Feierlichkeit zum Papstjubliäum im Jahre 1908, trat die Musikkapelle bei
Gasthäusern in Kaltern und Umgebung auf, um die Besucher mit ihrem Konzertprogramm
zu unterhalten. Wir erfahren von diesen Auftritten in den Jahren vor dem
Ausbruch des Ersten Weltkrieges aus den Einladungen und
Vorankündigungen, die im Überetscher Gemeindeblatt abgedruckt sind.
Gleichzeitig zur Musikkapelle bestand in den 20iger Jahren des 20. Jahrhunderts die
Katholische Vereinskapelle Kaltern. Sie wurde auf Initiative des Dekans Gottlieb Hueber aus dem
Katholischen Burschenverein heraus gegründet. Sie war vor allem bei
kirchlichen Feiern und bei Veranstaltungen im Vereinshaus im Einsatz.
Viele Musikanten gehörten beiden Kapellen an. Ihr Bestand war aber nicht
von langer Dauer. Mit dem Aufkommen des Faschismus und dem Abgang des
Dekans Hueber stellte die Kapelle ihre Tätigkeit ein.
Auf die Spannungen, die es vor der Gründung der Vereinskapelle zwischen
der Musikkapelle und dem Dekan Gottlieb Hueber gab, verweist ein Brief
vom 9. Februar 1907, den der Ausschuss der Kapelle an den
Gemeindeausschuss geschrieben hat:
"Löbl. Gemeinde Ausschuss!
Die gefertigten Mitglieder der hießigen Mußikkapelle erlauben sich mit
gegenwärtigem einem löbl. Gemeinde Ausschusse nachstehendes zur gefl.
Kenntnis zu bringen.
Wie uns Herr Kapellmeister Kolmsteiner mitteilt, setzt nehmlich in
letzter Zeit der hochwürdige Herr Dekan Hueber sein Möglichstes ein um
jedes von uns projektierte Platzkonzert zu verhindern (über die näheren
Details kann Herr Kapellmeister Kolmsteiner Auskunft geben).
Es liegt uns gewiß fern, Konzerte während des Gottesdienstes abzuhalten,
aber ab und zu, je nach Witterung und Jahreszeit hierorts Platzkonzert
zu geben, ist sogar eine Bedingung die uns von Seite der löbl. Gemeinde
auferlegt wurde und welcher wir auch bisher nachgekommen sind.
Herr Kapellmeister Kolmsteiner erklärt uns nun, daß er unter solchen
Umständen seine Kapellmeisterstelle zurücklegen resp. Künden müßte, und
bleibe uns in diesem Falle nichts anderes übrig, als einen Kapellmeister
aus unserer Mitte zu wählen, dem eine eventuelle Anzeige beim
Bezirksschulrate in Bozen, mit welcher bereits gedroth wurde, ganz
gleichgiltig sein kännte, oder aber die ganze Mußikkapelle aufzulösen,
wozu wir bereiht sind, da doch jedermann bekannt sein dürfte, dass die
einzelnen Mitglieder derseben nicht honoriert werrden und die Kapelle
eine ganz freiwillige ist.
Wir können nicht umhin noch nebenbei zu bemerken, daß falls Herr
Kolmsteiner seine Stelle als Kapellmeister aus den in Rede stehenden
Gründen nicht mehr weiter führe oder aber die Mußikkapelle ganz
aufgelöst würde, solches dem hießigen Pfarrchore sowie auch der
Liedertafel Gesellschaft nicht wohl zum Vortheil sein könnte.
Wir ersuchen nun einen löbl. Gemeinde Ausschuß, falls selber Interesse
für das Weiterbestehen der Mußikkapelle hat, den Herrn Kapellmeister
Kolmsteiner vorzuladen und denselben über obengeführte Umstände zu
vernehmen.
Weiters bitten wir, dass eine löbl. Gemeindevertretung nach Einvernehmen
des Herrn Lehrers Kolmsteiner mit dem hochwürdigen Herrn Dekan in
dieser Angelegenheit Rücksprache pflegen und uns hievon möglichst bald
verständige.
Leo Pugneth, Carl Röggla, Wilhelm Mayr, Franz Rudel, Menghin Anton J.,
Kaspareth Tschimben, Karl Kaspareth, Nikolaus Alois, Ruedl Josef,
Kaspareth Josef, Sepp Johann, Roschatt jun. Anton ,Greif Karl, Anderlan
Richard, Felderer Ignaz, Drassl Johann, Roschatt Otto, Dietrich Karl,
Figl Karl, Greif Anton, Felderer Karl ... . Heinrich Figl, Ritsch
Heinrich, Adalbert Obrist, Pugneth Leonhard, Hans Praxmarer, Peter
Rohregger, Anton Atz, Ludwig Felderer, Josef Tessadri"
Ab 1927 leitete Hans Roschatt für drei Jahre die Kapelle. Roschatt war
gebürtiger Kalterer und während seiner Militärdienstzeit
Tenorhornbläser. Nur kurze Zeit dauerte seine Kapellmeister-Laufbahn,
denn eine heimtückische Krankheit machte seinem noch jungen Leben ein
Ende. Durch seinen Tod geriet die Kapelle in eine arge Krise.
Anton Gratl, Heinrich Kaufmann und Franz Ruedl wechselten sich für ein Jahr am
Dirigentenpult ab.
1931 vertraute man dem jüngsten Musikanten Arthur Greif die Leitung der
Musikkapelle an. Dieser dirigierte die Kapelle bis zur endgültigen
Auflösung durch die Faschisten im Jahre 1935 mit Geschick und Ausdauer
trotz der vielen Schikanen von Seiten der Behörden. In diesen Jahren war
die Kapelle nur mehr geduldet, weil die Faschisten dieselbe für ihre
patriotischen Festaufmärsche benötigten. Am 4. November 1935 wurde die
musikalische Tätigkeit der Kapelle eingestellt, nachdem man sich
geweigert hatte, an einer faschistischen Siegesfeier teilzunehmen, um
die "Giovinezza" und die "Marcia Reale" abzuspielen. Während dieser Zeit
gingen sehr viele Aufzeichnungen des Vereinslebens der Kalterer
Musikkapelle verloren.
Nun brach die große Katastrophe des 2. Weltkrieges herein und mit ihm
die schreckliche Zeit der Option.
Nach dem Einmarsch der deutschen Truppen (Operationszone Alpenvorland)
wurde mit großer Begeisterung, nach den vielen Jahren der Unterdrückung,
1941 in Kaltern wieder zur Gründung einer Musikkapelle geschritten.
Herrn Peter Andergassen (Heiss) ist es zu verdanken, dass er die alten
Musikanten zusammenbrachte und Herrn Lehrer Prader Josef als Dirigent
anwerben konnte. Die Reservistentrachten entlieh in gütiger Weise Hochw.
Monsignore Dr. Johannes Kröss, Dekan von Kaltern. Nun ging es wieder
fleißig ans Proben und bald sah und hörte man wieder Blasmusik. Die
Standschützenkapelle wie sie damals hieß, verschönerte die Feste, sei es religiöser oder
profaner Art. Lange währte es aber leider nicht, denn die
Kriegsereignisse spitzten sich von Monat zu Monat immer mehr zu. So kam
es in den letzten Kriegsmonaten wieder zur Auflösung, weil die meisten
Musikanten zu den Waffen gerufen wurden.
Wiedergründung und Aufbauarbeit
Am 13. März 1946 erfolgte durch den späteren Verbandskapellmeister Sepp
Thaler die Wiedergründung. Die größte Schwierigkeit bestand darin, dass
nur ein Teil der Musikanten eigene Instrumente besaß. Man trat mit Herrn
Dekan Hochw. Msgr. Dr. Kröss in Verbindung, um Instrumente der
Vereinskapelle zu leihen. Dieser ging auf den Vorschlag nicht ein, da
bei der Auflösung der Standschützenkapelle bereits geliehene Instrumente
nicht zurückgegeben wurden. Hierauf beschloss man einen vollständigen
neuen Satz von Instrumenten und zwar in Normalstimmung bei der Firma
Orsi, Musikinstrumentenfabrik von Mailand zu kaufen. Die Chronik
berichtet, dass am 25. März 1946 der Kaufvertrag unterschrieben wurde
und zwar für folgende Instrumente:
- 1 Piccolo Des
- 1 Flöte Des
- 1 Es-Klarinette
- 4 B-Klarinetten (14 Klappen)
- 4 B-Klarinetten (16 Klappen)
- 5 Flügelhörner (lange Form)
- 2 Bassflügelhörner (oval)
- 2 Eufonium (oval)
- 2 Cornets
- 3 Es-Trometen
- 1 B-Trompete
- 2 F-Waldhörner mit Es-zügen
- 1 Es-Genis (Hornform)
- 1 F-Bass vertikal
- 1 Es-Bass (vertikal)
- 1 B-Bass vertikal
- 2 Tenor-Posaunen
- 1 F-Posaune (Bassposaune)
- 2 kleine Trommeln
- 1 große Trommel
Der Gesamtpreis für den kompletten Satz wird mit Lire 395.000 vereinbart.
Msgr. Dr. Kröss lieh der Bürgerkapelle dann doch noch seine vorhandenen
Instrumente, bis die neuen geliefert werden konnten. Am 16. April 1946
fand die erste Probe mit den neuen Instrumenten statt: "Es herrschte
vollste Begeisterung unter den Musikanten!". Bereits am 22.April wurde
das 1. Konzert auf dem Hauptplatz gegeben.
Es darf nicht unerwähnt bleiben, dass die fünf Kellerei-Genossenschaften
(Grosskellerei Genossenschaft Kaltern, I. Kellereigenossenschaft
Kaltern, Neue Kalterer Kellereigenossenschaft, Baron Di Pauli Kellerei,
Bauern Kellerei Genossenschaft Kaltern) zur Finanzierung der neuen
Musikinstrumente ein zinsfreies Darlehen in der Gesamthöhe von L.
200.000.- zur Verfügung stellten. Alle Musikanten unterschrieben eine
Haftungs- und Garantieerklärung, in denen sie zusicherten, "für die
bestmöglichste und zweckmäßigste Schönung, sowie tadellose
Instandhaltung der zugewiesenen Instrumente bis zur endgültigen Tilgung
der Darlehenssumme persönlich verantwortlich zu sein". Daraus ersieht
man, dass bei der Wiedergründung die Bürgerkapelle aus 33 Mitgliedern
bestand:
Thaler Josef | Kapellmeister |
Bonora Vigil | 1. Flügelhorn |
Ludwig Atz | 1. Flügelhorn |
Möltner Leopold | 2. Flügelhorn |
Obrist Oswald | 2. Flügelhorn |
Pillon Franz | 2. Flügelhorn |
Pichler Hermann | Es-Klarinette |
Warner August | 1. B-Klarinette |
Wiunig Pepi | 1. B-Klarinette |
Morandell Gottfried | 2. B-Klarinette |
Auer Hermann | 2. B-Klarientte |
Vorhauser Heinrich | 3. B-Klarinette |
Roschatt Ernst | 3. B-Klarinette |
Torggler Heinrich | 2. B-Klarinette |
Fill Alois | 3. B-Klarinette |
Pugneth Leonhard | Flöte |
Tapfer Karl | Bassflügelhorn |
Tapfer Luis | Bassflügelhorn |
Fenner Mario | Eufonium |
Maran Franz | Eufonium |
Regori Anton | Tenor Posaune |
Mayr Konrad | Tenor Posaune |
Pernstich Otto | Bass Posaune |
Bendetta Alfred | Es-Bass |
Atz Anton | B-Bass |
Sölva Gottfried | Tschinellen |
Kaspareth Anton | Grosse Trommel |
Atz Arthur | Kleine Trommel |
Frank Leopold | 1. Es-Trompete |
Wohlgemuth Heinrich | 2. Es-Trompete |
Rainer Anton | 3. Es-Trompete |
Pugneth Georg | Bass-Trompete |
Morandell Willi | Kleine Trommel |